Wie weit sind wir auf dem Weg zu 30% Ökolandbau in Bayern? Zweiter Jahrestag zur Annahme des Volksbegehrens „Rettet die Bienen!“
Ziel des Volksbegehrens Artenschutz vor zwei Jahren war es, die Artenvielfalt in Bayern besser zu schützen und wiederherzustellen. Mit der Annahme des Volksbegehrens und der Begleitgesetze wurde beschlossen, diese Ziele auf mehreren Wegen zu verfolgen. Der Ökolandbau ist einer davon, denn er bietet zahlreiche Vorteile unter anderem auch beim Schutz von Lebensraum- und Artenvielfalt. Seit dem 17. Juli 2019 steht deshalb im Bayerischen Naturschutzgesetz, dass bis 2030 mindestens 30% der landwirtschaftlichen Fläche in Bayern ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Zwei Jahre nach der Annahme des Volksbegehrens gilt es zu prüfen: Wie weit sind wir auf dem Weg zu 30% Ökolandbau in Bayern? Welche konkreten Maßnahmen wurden beschlossen und umgesetzt? Was muss noch getan werden? Aktuell werden in Bayern rund 12% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Seit 2019 kamen knapp 25.000 Hektar hinzu. „Ein Erfolg der Initiative BioRegio 2020 sowie der vereinten Anstrengungen der Bio-Anbauverbände, landwirtschaftliche Betriebe bei Umstellung, Anbau und Vermarktung ihrer Produkte zu unterstützen“, sagt LVÖ-Vorsitzender Hubert Heigl. „Doch um 30 % zu erreichen, brauchen wir mehr Zuwachs, denn 30% bedeuten knapp eine Million Hektar landwirtschaftlicher Fläche“, so Heigl weiter. Zwar sind die angekündigten Maßnahmen wie das neue Kompetenzzentrum für Öko-Gartenbau an der LWG, die weitere Finanzierung der Öko-Modellregionen oder das Forschungsnetzwerk aus Öko-Betrieben zu begrüßen“, sagt LVÖ-Vorsitzender Hubert Heigl. „Doch das Ziel ist ambitioniert. Um es zu erreichen, müssen die Anstrengungen in allen Bereichen systematisch, konsequent und mutig verstärkt werden. Wir brauchen mehr Tempo“, sagt Hubert Heigl.
Tempo steigern auf allen Ebenen
Insbesondere bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) muss jetzt darauf gedrungen werden, dass Öko-Betriebe und Umsteller nicht schlechter dastehen“, so LVÖ-Vorsitzender Hubert Heigl. Tatsächlich droht durch die aktuelle GAP-Reform eine Benachteiligung der Öko-Landwirtschaft. Ein Viertel der Direktzahlungen wird künftig an Umweltauflagen gebunden (Eco-Schemes). Dadurch fallen die Direktzahlungen entsprechend niedriger aus. Dieser Schritt ist grundsätzlich zu begrüßen. Doch laut aktuellen Plänen sollen Öko-Bäuerinnen und -Bauern nicht wie andere Betriebe an allen Eco-Schemes teilnehmen dürfen. So droht ihnen eine Mittelkürzung, die sie nicht ausgleichen können. Deshalb muss sich Bayern jetzt auf Bundes- und EU-Ebene für den Öko-Landbau stark machen. „Die Politik muss verhindern, dass die Landwirtinnen und Landwirte, die schon jetzt mehr für Umwelt, Klima und Biodiversität leisten, am Ende als Verlierer aus der Reform gehen. Für die Betriebe, die umstellen wollen, muss auch nach der GAP Reform ein attraktiver Förderrahmen bereitstehen“, stellt Hubert Heigl klar.
Beispiel Streuobst
Auch in Bayern gilt es konkrete Maßnahmen konsequent umzusetzen. Gemeinsam mit den Umweltverbänden aus dem Trägerkreis des Volksbegehrens wie dem LBV will die LVÖ den Ausbau des Ökolandbaus in Bayern voranbringen. So zum Beispiel auch beim Schutz und Ausbau der Streuobst-Wiesen. Auch dies ist ein Ziel aus dem Volksbegehren „Rettet die Bienen!“. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat angekündigt, pro Jahr 100.000 Streuobstbäume verschenken zu wollen. „Diese Bäume alle aufzupflanzen ist ein sehr ehrgeiziges Ziel. Wir werden es nur schaffen, wenn wir auch die Landwirtinnen und Landwirte mit ins Boot holen. Ökologischer Streuobstanbau muss deshalb attraktiver werden. Das für die Streuobstwiesen geplante Gesamtkonzept mit dem Ausbau der Absatzmärkte muss auch vorteilhafte Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft enthalten“, so LVÖ- Vorsitzender Hubert Heigl. Die aktuelle GAP-Reform bietet hierfür eine gute Möglichkeit: auf den in der Konditionalität vorgesehenen Brachflächen könnte der Streuobstanbau unter Verzicht von Mineraldünger und Pestiziden erlaubt werden. So würden dort wertvolle, langjährige Biotope mit Wertschöpfungspotential entstehen.
Pionier und Vorreiter Ökolandbau
Der Ökolandbau beweist seit vielen Jahren, dass Landwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pestizide und Mineraldünger bestens funktioniert. Die Bio-Landwirtschaft gilt somit als Pionier, der Standards setzt beim Schutz von Bienen und Artenvielfalt, aber auch von Wasser, Böden und Klima. „Um das Potential des Ökolandbaus voll auszuschöpfen, braucht es eine klare Vision für eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik in Bayern, in Deutschland und der EU, eine Vision, die die Richtung vorgibt und den Bäuerinnen und Bauern Verlässlichkeit für ihre Zukunftsplanung”, so Heigl weiter.