Ökozüchtung gestaltet Zukunft
Es war eine Premiere in der Geschichte der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL): Zum ersten Mal stand ihre Jahrestagung ganz im Zeichen des Ökolandbaus. Mit dem Titel „Pflanzenzüchtung und Tierzucht im ökologischen Landbau“ griff die LfL am 5. Dezember in Grub ein für Bio-Landwirte und Landwirtinnen entscheidendes Thema auf. In ihrem Grußwort sagte Maria Lena Hohenester, Geschäftsführerin der LVÖ: „Züchtung für den Ökolandbau ist alles andere als ,Züchtung für die Nische´. Ökologische Züchtung setzt sich für eine erfolgreiche Entwicklung in der Landwirtschaft ein, die zugleich nachhaltig, vorsorgeorientiert und risikoarm gestaltet ist. Die Vielfalt der Sorten und die Entscheidungsfreiheit im Hinblick auf Züchtungsverfahren spielen für die Öko-Akteure, aber auch insgesamt für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, eine zentrale Rolle.“
Bio ist anders
Ökolandbau funktioniert unter deutlich anderen Vorzeichen als konventionelle Landwirtschaft. Damit gelten auch andere Ansprüche an Pflanzen auf Öko-Äckern und Wiesen sowie an Tiere in Bio-Ställen als die, die in der konventionellen Landwirtschaft als Zuchtziele gelten. Maria Lena Hohenester betonte die Freude der LVÖ über das gewählte „Zukunftsthema“ für die LfL-Tagung. Ökologische Züchtung sei ein Thema, das insgesamt noch zu wenig Beachtung fände, aber durchaus entscheidend sei für die Weiterentwicklung des Ökolandbaus und damit für das Ziel von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030.
Zukunft ohne Genschere
Im Bereich Tierzüchtung gehe es um die Frage, ob man die Tiere immer weiter an die Produktionsverfahren anpassen oder die Entwicklung in Richtung Tierwohl wirklich voranbringen wolle. Im Bereich Pflanzenbau hob Maria Lena Hohenester die Innovationskraft hervor, die Bio gerade aus den selbstgesetzten Restriktionen heraus – im Grundsatz der Verzicht auf chemisch-synthetische hergestellte Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger – entwickelt. Dabei betonte sie, dass diese Innovationskraft ganz ohne gentechnische Verfahren auskommt: „Eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht keine Verfahren wie die Genschere mit all den unerwünschten Nebenwirkungen. Die Zukunft liegt in einer wissenschaftlich fundierten, gut vernetzten ökologischen Züchtung, in der Vielfalt der Sorten und in einer tatsächlichen Entscheidungsfreiheit im Anbau.“
Zur Jahrestagung der LfL
Die Landesanstalt für Landwirtschaft ist in unterschiedlichen pflanzlichen Züchtungsprojekten für den Ökolandbau engagiert. Seit einigen Jahren organisiert sie ein Forum zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung. Hier vernetzt sich die Branche und diskutiert aktuelle Forschungsthemen. Daran gekoppelt laufen Züchtungsprojekte für Mais und Braugerste. Am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (IPZ) widmet sich Adolf Kellermann seit vielen Jahren der Kartoffelzüchtung in einer besonderen Form: Gemeinsam mit Betriebsleitern züchtet er für den ökologischen Kartoffelanbau.
Für die ökologische Rinderhaltung bietet sich der Ökologische Zuchtwert mit seinen Schwerpunkten im Bereich Fitness an. Um die Ferkelerzeugung in Bioqualität voranzubringen, wurde ein Mütterlichkeits- Bewertungsbogen erarbeitet, der bei der Selektion der Muttertiere hilft.
Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL, lobte in seinen Schlussworten den Ökolandbau: Hier werde Tier- und Pflanzenproduktion gemeinsam gedacht und der ganze Betrieb in den Blick genommen.