LVÖ Bayern fordert bessere Rahmenbedingungen: Multitalent Öko-Grünland schützt Umwelt und Klima
Öko-Grünland ist ein wahres Multitalent: Es fördert die Artenvielfalt, schafft lebendige Böden, speichert Wasser und CO2 und erzeugt mit Fleisch und Milch wertvolle Nahrungsmittel aus artgerechter
Haltung für die menschliche Ernährung. Um diese vielfältigen positiven Effekte einer ökologischen Grünlandbewirtschaftung für Umwelt, Klima, Tier und Mensch voll auszuschöpfen, fordert die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern von der Politik, die Weichen in Förderung und Forschung richtig zu stellen.
Ökologische Landwirtschaft als Krisen-Vorsorge
Der Schutz unseres Klimas und die notwendige Anpassung an die Folgen der Erdüberhitzung mit zunehmender Trockenheit einerseits und häufigerem Starkregen andererseits machen eine angepasste Landbewirtschaftung ebenso notwendig wie der dramatische Verlust an Arten und deren Lebensräumen. „Die beste Vorsorge vor Krisen ist eine an den Kreisläufen der Natur orientierte Landwirtschaft, die die natürlichen Lebensgrundlagen schützt, anstatt sie zu übernutzen. Nach diesen Prinzipien arbeitet der Ökolandbau. Gerade Öko-Grünland hat ein riesiges Potenzial für den Klima- und Naturschutz“, betont Hubert Heigl, erster Vorsitzender der LVÖ Bayern.
Umweltleistungen im Rahmen der GAP honorieren
Die Umweltleistungen des Öko-Grünlands müssen sich deswegen auch in der Verteilung der Fördermittel für die Landwirtschaft widerspiegeln. „Die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern dürfen nicht die Verlierer der aktuellen Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik sein“, warnt Heigl. „Die bayerische Staatsregierung sollte sich in den laufenden Verhandlungen dafür einsetzen, dass Bio-Betriebe Zugang zu allen der sogenannten Öko-Regelungen der ersten Säule haben“, fordert Heigl. Im Rahmen des bayerischen Kulturlandschaftsprogramms ist der Ökolandbau im Gesamtbetrieb als mehrjährige und im Hinblick auf seine Umweltleistung hochwertige Maßnahme darüber hinaus weiterhin angemessen zu honorieren. Für nachhaltig bewirtschaftetes Grünland müssten in der neuen GAP entsprechende Förderangebote zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel eine Förderung der insektenschonenden Mahd. Wichtig sei zudem die weitere Förderung der Weidehaltung, auch im Ökolandbau.
Öko-Milch und Öko-Rindfleisch: ein Traumpaar für Genuss und Nachhaltigkeit
Bei fast der Hälfte der ökologisch bewirtschafteten Fläche Bayerns handelt es sich um Dauergrünland. In Regionen wie dem Oberallgäu erzeugen Bio-Betriebe auf diesen Flächen wertvolle tierische Lebensmittel. „Um uns zukünftig nachhaltig zu ernähren, brauchen wir eine grünlandbasierte Erzeugung von Milch und Rindfleisch – ohne den Import von Futtermitteln aus Übersee mit all ihren negativen Folgen wie der Abholzung von Regenwald“, so Heigl. Am Zusammenhang zwischen der Produktion von Öko-Milch und Öko-Rindfleisch setzt auch die Arbeit der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten an. „Das Allgäu mit seiner traumhaften Kulisse ist weit hinaus bekannt als Genussregion für hochwertige Milch und leckeren Käse. Doch wo Milch gemolken wird, werden auch Kälber geboren. Kälber, die, wenn sie auf den Allgäuer Weiden aufwachsen dürfen, zu einem weiteren Allgäuer Genussprodukt reifen – dem Allgäuer Weiderindfleisch“, wirbt Beate Reisacher, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten für einen stärkeren und bewussten Konsum dieses Qualitätsprodukts. Denn nur mit einer höheren Nachfrage nach im Allgäu ökologisch produziertem Rind- und Kalbfleisch lässt sich verhindern, dass viele Kälber die Region verlassen müssen.
Praxisorientierte Forschung zum Öko-Grünland stärken
Neben Förderung und Nachfrage entscheidet die Ausrichtung der Agrarforschung darüber, ob wir die Potenziale des Öko-Grünlands für den Umwelt- und Klimaschutz sowie das Tierwohl ausschöpfen oder nicht. „Die staatliche Agrarforschung ist gefordert, gemeinsam mit der Praxis zukunftsfähige weidebetonte Systeme für die Produktionsketten Milch und Rindfleisch zu entwickeln“, macht Josef Braun, Mitglied im Gesamtvorstand der LVÖ Bayern, deutlich. „Kooperationen zwischen Wissenschaft und landwirtschaftlicher Praxis wie das Projekt „KUHproKLIMA“ oder das geplante Öko-Praxis-Forschungsnetz Bayern zeigen auf, in welche Richtung sich eine systemorientierte praxisnahe Agrarforschung in Bayern entwickeln muss“, so Braun weiter. Gerade im Bereich der Öko-Grünlandforschung seien zusätzliche Ressourcen notwendig, um die vielfältigen Fragestellungen zu Weidemanagement, Zucht, Klimawirkung und Artenvielfalt bearbeiten zu können.
Hintergrund
Auf Einladung der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern in Zusammenarbeit mit der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten informierten sich am 12. August 2021 Vertreter*innen aus Politik und Medien vor Ort auf dem Biohof Ruppaner (Bioland) in 87448 Waltenhofen (Landkreis Oberallgäu) über die Vorteile der ökologischen Grünlandbewirtschaftung. Der Bioland-Betrieb Ruppaner bewirtschaftet 88 Hektar, davon 19 ha im Rahmen von Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes. 55 Kühe der Rassen Braunvieh und Fleckvieh liefern Heumilch, die hauptsächlich über eine Rohmilch-Käserei und teilweise direkt vermarktet wird. Besonderen Wert legt der Betrieb seit der Umstellung auf ökologischen Landbau auf die Steigerung der Artenvielfalt und setzt deswegen ein darauf ausgerichtetes Weide- und Schnittmanagement um. Im Rahmen des von der EU und dem Freistaat Bayern als Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) geförderten Projekts „KUHproKLIMA“ verfolgt der Betrieb das Ziel, Niederschlag durch Humusaufbau besser auf den Flächen zu speichern.